Die die Demokratie das Fürchten lehren
Am Wochenende habe ich mir wieder Videos, Bilder und Reportagen von der Demo in Berlin angesehen und auch mit einigen Leuten geschrieben, die dahinterstehen. Zwar musste ich mich als Marionette des Systems und Lügenpresse betiteln lassen, doch ganz ehrlich Leute, ich bin ein bisschen neidisch auf euch.
Ihr geht davon aus, dass die Elite sich ein Virus bzw. eine Pandemie ausgedacht hat, um ihre Weltherrschaft zu festigen und ein neues Zeitalter der Unterdrückung einzuleiten. Allein das ist schon mal ein toller Plot für einen Roman, muss ich zugeben.
Doch es ist ja nicht nur der Plot, es sind auch die Details, die mich als Hobby-Horrorautor vor Neid erblassen lassen. Diese Eliten, so sagt ihr, entführen Kinder, verschleppen sie in dunkle Keller, um dort sowas wie schwarze Messen zu feiern und vor allem, um ihnen Blut abzuzapfen. Dieses Kinderblut brauchen sie, um nicht zu altern, um ewig leben zu können. Schon das für sich genommen, ist brillant. Gut, eine ganz ähnliche Story gibt es schon in einem Horrorroman von John Saul, nur ist es dort eben eine kleine, verschworene vampirähnliche Gemeinschaft und nicht gleich die gesamte Weltelite, die das als geheimes Netzwerk vor den Augen der Bevölkerung verborgen hält.
Besonders cool finde ich auch die Auswahl eurer Helden für die Geschichte. Auf der einen Seite sind dort ein seiernder Sänger und ein veganer Koch, die alles aufdecken, es den Menschen gegen alle Repressionen der Medien und der Staatsmacht mitteilen und immer mehr Anhänger gewinnen. Gut, mir ist noch nicht ganz klar, wieso ausgerechnet diese beiden davon Wind bekommen und das gesamte teuflische Konstrukt durchblicken, während alle anderen sich täuschen lassen. An der Stelle würde ich im Storyboard noch einmal nacharbeiten, glaube ich.
Auf der anderen Seite habt ihr einen Präsidenten, der als Underdog an die Macht kommt und sozusagen von innen heraus mit dem ganzen verlogenen und dreckigen Pack aufräumt. Auch hier muss ich ja sagen, dass ich an der Ausgestaltung des Charakters noch ein wenig feilen würde, damit er als glaubwürdige Identitätsfigur und eben nicht eher satirisch daherkommt, doch nun gut, vielleicht ist das ja auch gewollt.
Ein Erzählstrang hat mir besonders gefallen, nämlich der, in dem eben jener Präsident selbst der anonyme Whistleblower sein soll, der die Geheimnisse der Eliten an die Öffentlichkeit trägt. Das ist ja schon nicht mehr nur Horror, sondern Stoff für einen großartigen Thriller. Aber gerade darum sollte diese Figur meiner Meinung nach kein tumber millionenschwerer Rassist sein, weil das mit der Lesersympathie dann wirklich schwierig werden kann.
Spannend finde ich auch, wie die Handlung sich dann entwickelt, nämlich dass immer mehr Menschen aufwachen, nicht mehr „Schlafschafe“ sein wollen und gegen die Diktatur der Elite protestieren und letztlich sogar Regierungsgebäude stürmen. Das wäre definitiv auch Stoff für einen Hollywood-Blockbuster. Doch auch hier muss ich sagen – ich kann den Kritiker in mir ja leider nicht ganz ausschalten – finde ich es ein wenig unglücklich gewählt, dass es überwiegend Spinner, Frustrierte, Extremisten etc. sind, die dieses ganze perfide System durchschauen.
Sicher, ihr erklärt es damit, dass die Intellektuellen, die seriösen Wissenschaftler und die Presse sowieso alle mit zur Verschwörung gehören, doch, um es vorsichtig auszudrücken, hier sehe ich doch noch einige Logiklöcher im Drehbuch. Ebenso, dass sämtliche Staaten der Welt plötzlich gemeinsam ein Virus erfinden und wirklich keiner ausschert, das ist mir als Erzählung ein wenig zu unausgegoren.
Nun gut, ihr versucht es damit zu erklären, dass all diejenigen in führenden Positionen gekauft sind, dazugehören und letztlich auch viele in der Bevölkerung, die sich gegen die Aufgeweckten stellen, dem System angehören und ganz bewusst die Unwahrheit verbreiten wollen. Sogar Rechte und andere Idioten haben sie eingekauft, um die Demonstrationen zu unterwandern und in ein schlechtes Licht zu rücken, während die Medien alles falsch darstellen und die Erwachten diffamieren wollen.
Sicher, das erzählt wunderbar die Geschichte einiger Underdogs, die sich gegen übermächtige Gegner zur Wehr setzen. Soweit kann ich das auch nachvollziehen. Doch solltet ihr nicht auf ein Happy End hinarbeiten, bei dem die Welt am Ende als befreit dasteht?
Im Moment, und so zeigten es ja auch viele Kommentare und Schilder und so weiter, sieht es ja eher aus als laufe es darauf hinaus, dass alle Schuldigen, also die Elite, die Politiker, die Medien, die Wissenschaftler, die Antifa und andere Aktivisten wie auch diejenigen Normalos, die einfach nicht eurer Meinung sind, am Ende für ihre Täuschung bestraft werden. Was wäre das denn bitte für ein Gemetzel? Und zudem sind dann ja nach dem Finale nur noch sehr wenige übrig.
Sicher, ihr sagt, es seien mehrere Millionen, die auf die Straßen gehen. Nur ist dann an dieser Stelle eure Inszenierung ziemlich misslungen, da man leider sieht, dass ihr nicht genug Statisten auf den Bildern habt. Aber okay, da kann man ja in der Post-Production mit CGI noch etwas machen. Also wenn ihr denn überhaupt au einen Hollywood-Blockbuster hinauswollt. Für de Horrorroman sind es mir wie gesagt zu viele offene Fragen. Am meisten stört mich aber nach wie vor, dass eure Protagonisten nicht unbedingt Sympathieträger sind, mir die Identifikationsfläche fehlt und viele Dialoge leider auch schlicht dumm und unausgereift sind.
Ja, mögt ihr nun sagen, da spricht der pure Neid aus mir. Zum Teil gebe ich es ja auch ganz offen zu. Selbstverständlich hätte ich diesen Roman gerne geschrieben, denn vieles darin ist so herrlich absurd, dass ich selbst nie auf die Idee gekommen wäre. Doch die Punkte, die ich angesprochen habe, hätte ich auf jeden Fall versucht, auszumerzen, da sie mir in der Summe leider wirklich zu realitätsfern erscheinen und mich emotional nicht so richtig packen.
Denkt doch einfach noch einmal über euren Plot nach, schreibt einige Dinge um, recherchiert noch ein wenig und passt das Drehbuch der Wirklichkeit an, dann wird das schon. Ach und bitte, tauscht die Hauptfiguren aus, denn die eignen sich in meinen Augen nach wie vor besser als durchgeknallte Bösewichte, denn als Helden.
Hm... wenn ich es mir recht überlege, dann bleibt am Ende doch keine so gelungene Erzählung übrig. Eher ein ziemlich wildes und an den Haaren herbeigezogenes Szenario, das an allen Ecken und enden bröckelt, wenn man genau hinsieht. Wie wär's, wenn ihr euch doch erstmal an einer kleinen Vampirgeschichte versucht oder zumindest an einer einigermaßen überschaubaren Verschwörung? Die Mondlandung war Fake, Reptiloiden sind unter uns, Bielefeld gibt es gar nicht. Sowas in der Art. Wenn das gut gemacht ist, dann ist es doch auch ganz unterhaltsam, es muss doch nicht gleich der ungelenke Versuch sein, alle Wahrheiten zu kippen.