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Boris Pistorius wird Bundesverteidigungsminister - Teil 2

 

Bevor ich nun allerdings Nebelkerzen werfe und vor mich hinschwurble, möchte ich euch noch eine Anekdote erzählen, an die ich im Zusammenhang mit Boris Pistorius immer denken muss. Diejenigen, die diesen Blog von Anfang an verfolgen, kennen die Geschichte, trotzdem möchte ich sie euch noch einmal erzählen.

 

Irgendwann im Sommer 2015 besuchte ich erstmals eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete. Ein Pastorenehepaar hatte eine Kleidersammlung ins Leben gerufen. Sie hatten einer Flüchtlingsfamilie bei den Anträgen beim Bundesamt für Migration in Braunschweig geholfen und sich dabei ein Bild von den Unterkünften machen können. „Wir erlebten Menschen, die trotz Dolmetscher mit der deutschen Bürokratie überfordert waren und Kinder, die seit ihrer Flucht nichts besaßen außer den Kleidern, die sie am Leib trugen“, erzählte mir Pastorenehefrau B.

 

Kurzerhand riefen sie in der Gemeinde zu einer Kleiderspende auf, bei der Kartons für zwei große Transporter zusammenkamen. Die Landesaufnahmebehörde erlaubte einen Basar auf ihrem Gelände, allerdings mussten die Initiatoren alles selbst organisieren. Alles, was ich tun konnte, war zuzusichern, dass ich mitkommen und über das ehrenamtliche Engagement berichten würde. „Könnten Sie dann vielleicht auch einen der Transporter fahren?“, fragte mich Pastor B. Außer ihm waren es nun einmal überwiegend Helferinnen und kaum eine traute sich mit einem größeren Gefährt als dem eigenen Pkw vom Harz aus in die große Stadt zu fahren. Wenn ich ehrlich war, hatte ich seit meiner Zivizeit auch keinen Transporter mehr durch Innenstädte manövriert, doch ich sagte natürlich zu. Wann bekommt man als Journalist schon mal die Gelegenheit zu praktischer Arbeit?

 

 

Tatsächlich kamen wir schließlich auch gut auf dem Gelände an und während Pastor B. und seine Damen den Basar vorbereiteten, machte ich mich auf den Weg zur Pressekonferenz des Niedersächsischen Innenministers, der zufällig an diesem Tag auch in der Einrichtung war. Auf dem Weg dorthin kam ich an Kasernengebäuden vorbei, aber auch an auf den Rasenflächen aufgebauten Containern. Dicht an dicht standen sie, dazwischen Wäscheleinen, Kinderwagen und manches mehr, was jetzt im Sonnenschein nach Alltag aussah. Vorstellen, wie man als Familie in so einem Container über mehrere Wochen leben konnte, wollte ich mir jedoch lieber nicht.

 

Vorm Eingang des Hauptgebäudes hatten sich schon Kollegen vom NDR, ZDF und RTL mit ihren Kameras und andere von der Braunschweiger Zeitung oder der Hannoverschen Allgemeinen positioniert, dass ich auf die Gästeliste gerutscht war, konnte kaum mehr als ein glücklicher Zufall sein. „Und für wen sind Sie hier?“, fragte mich die nette Security-Dame. „Ich schreibe für den Kirchenkreis Harzer Land“, antwortete ich wahrheitsgemäß und werde wohl nie die irritierten Blicke der anderen Journalisten vergessen.

 

 

 

„Philipp?“, fragte ich nur irritiert. Dass er jetzt Pressesprecher im Innenministerium war, wusste ich nicht, vor ein paar Jahren, damals in Osnabrück, war er jedenfalls noch einer der jüngsten meiner Dozenten an der Uni gewesen. Somit gab es für die Kollegen der großen Medien die zweite Überraschung als ich nämlich nicht nur so dreist war, um ein paar exklusive Fotos des Ministers mit unseren ehrenamtlichen Helferinnen zu bitten, sondern auch noch als Antwort bekam: „Na okay, ich sehe mal, was ich für dich machen kann.“

 

Fortsetzung folgt...