Sieben Männer im Wald - Teil 2
Während wir in der Kirche in Eisdorf und später in Willensen kurz rasten und uns zwischendurch wortwörtlich über Gott und die Welt unterhalten, schwingt diese schwere Stimmung des Karfreitags aber auch immer wieder mit. Wir wissen heute, dass die Auferstehung zu Ostern alles umkehrt. Wusste Jesus es damals auch? Seine Anhänger jedenfalls nicht, sie hatten in dieser Nacht keine Hoffnung.
Zwischendurch denke ich auch immer wieder über meinen eigenen Glauben nach. Durch meine Eltern, insbesondere durch meinen Vater wurde ich früh damit konfrontiert, aber ehrlich gesagt stellte er
mich später auch auf eine harte Probe, weil seine Auffassung des Christentums eine sehr konservative, ja fundamentalistische war, während ich Gott schon immer vielmehr als Freiheit begriff. Für
mich war es eine Art ethischer Kompass, eine Hilfe in moralischen Fragen, ebenso eine Sicherheit, dass ich nie die Hoffnung verlieren muss.
Zu kompliziert, um es jetzt hier detailliert zu erläutern, auf jeden Fall aber hat mich mein Glaube immer begleitet und mir geholfen. So sehr, dass ich heute für die Kirche schreibe und diese Facette meines Berufs auf keinen Fall mehr missen will. Unter anderem auch, weil Kirche eben sehr modern sein kann, weil es viele tolle Ideen gibt und ich immer wieder Abenteuer wie dieses gerade erleben darf.
Wenn meine Gedanken nicht um mich selbst kreisen, nehme ich die nächtliche Natur wahr, da das Mondlicht eben nur die Wege vor uns und viele Umrisse erhellt konzentriere ich mich aufs Hören der
Geräusche der Nacht, aufs Riechen der klaren Luft und auf das Gras, die Erde oder auch das Gestein unter meinen Schuhen. Außerdem tausche ich mich mit den anderen aus, erfahre etwas von ihnen,
gebe etwas von mir preis und stelle fest, wie diese Fremden immerhalb der letzten Stunden zu Vertrauten, eben zu Weggefährten geworden sind.
„Bleibet hier und wachet mit mir; wachet und betet“ singen wir auch an der nächsten Station wieder und auch noch einmal an unserem Ziel, der St. Martin-Kirche in Nienstedt. Dort gibt es dann zum Abschluss noch ein gemeinsames Frühstück, während es draußen allmählich hell wird und die Sonne aufgeht. Wir alle stellen fest, wie intensiv diese Pilgertour doch war. Manchem hat sie den Glauben wieder näher gebracht, andere sind froh über eine besondere Erfahrung, wir alle sind einmal ganz anders in die Ostertage gestartet als üblich. Müder vielleicht und mit schweren Beinen, aber auch nachdenklicher und erfüllter.