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Dieter Bohlen darf nicht fotografiert werden - Teil 1

 

Dieter Bohlen kommt in den Harz. Nach Osterode zum „Live am Harz Open Air“. Seit einem Jahr wurde dafür geworben, seit einem Jahr hängen Plakate und wir drucken regelmäßig Anzeigen ab, hatten die Veranstaltung sogar auf unserer Titelseite. Und seit einem Jahr werden in der Redaktion Witze darüber gemacht, wer wohl hingehen muss. Zum Glück hat es mich nur halb getroffen.


Das „Live am Harz Open Air“ ist ein kleines Festival, auf dem ich in den letzten Jahren über Künstler wie Revolverheld oder Wincent Weiss berichtet habe. Die Veranstaltung findet an zwei Tagen statt, bisher war es immer ein Abend Pop, der andere Schlager. Diesmal ist es ein wenig anders, ein Abend Dieter Bohlen mit der „40 Jahre Modern Talking“-Show, am zweiten dann Leony und Clockclock. Beide Acts sagten mir ehrlich gesagt gar nichts und ich habe in unserer Eseltreiber-Redaktion auch deutlich gemacht, dass ich dieses Jahr passe.


Da ich aber nun mal freier Journalist bin, bekomme ich auch Aufträge von anderen Medien, in diesem Falle war es der Harzkurier, der anfragte, ob ich am zweiten Festivaltag übernehmen und vor allem Fotos für eine Fotostrecke liefern könne. Ein Auftrag zum Festpreis, ja, ich gebe zu, ab einer gewissen Smme bin ich käuflich. Natürlich habe ich dem Eseltreiber angeboten, dann auch den Bericht für das Onlinemagazin (mit anderen Fotos) zu schreiben.

 

 

Soweit, so gut, zumindest bis alle Medien vor Ort plötzlich die Mitteilung bekamen, dass Herr Bohlen nicht fotografiert werden darf. Nicht auf der Bühne, nicht dahinter, der Zugang zum Backstage-Bereich ist nicht gestattet und darf auch nicht blockiert werden, hieß es schriftlich. Nun gut, Fotos nur während der ersten drei Songs etc. ist ja durchaus üblich, auch wenn ich nach wie vor nur zum Teil verstehe, worin da der Sinn besteht, wenn jeder im Publikum eh Bilder mit dem Smartphone macht.


Über dieses Fotografierverbot ließ sich ein Kollege des Harzkurier dann in einem Kommentar aus, meiner Meinung nach vollkommen zu Recht, denn gerade für uns freie Journalisten sind es die Fotos, mit denen wir unser täglich Brot verdienen, leider nicht die Texte. Dieser Kommentar traf dann auch auf ziemlich viel Zustimmung, außer anscheinend beim Management von Herrn Bohlen und der Event-Agentur, die das Festival organisiert.


Zwei Tage vorm Festival rief mich die Osteroder Stadthalle an, die eben Veranstalter hier vor Ort ist, das Festival wurde in diesem Jahr in den Park vor der Stadthalle verlegt (laut Pressemitteilung, weil es dort schöner und gemütlicher ist als am vorherigen Veranstaltungsort). Die Nachricht, die sie mir überbringen mussten, war die, dass ich ja akkreditiert sei, aber leider nur noch für den Eseltreiber, nicht mehr für den Harzkurier. Der nämlich sei vollkommen raus, aufgrund des besagten Kommentars.

 

 

Ehrlich gesagt brauchte ich einen Moment, um diese Nachricht zu verdauen. Da hatte also ein Journalist seine (ganz klar als Kommentar gekennzeichnete) Meinung geäußert und ich (der ich nicht beim Harzkurier oder der Funke Mediengruppe, zu der die Zeitung gehört, angestellt bin) sollte deswegen um meinen Verdienst (bei einem Konzert, bei dem Dieter Bohlen nicht einmal auftritt) gebracht werden. Zur Erklärung muss ich sagen, dass ich sogar einen anderen Termin für die Landeskirche Hannovers abgesagt hatte, weil ich im Zweifelsfalle nun mal den Auftrag annehme, den ich zuerst erhalte und nicht den, der am meisten einbringt.


Aufgrund der Meinungsäußerung eines Kollegen, die ja definitiv von der Pressefreiheit gedeckt ist, entsteht mir nun also ein wirtschaftlicher Schaden, so wie es aussieht nur deshalb, weil Herr Bohlen es nicht ertragen kann, sich ohne Weichzeichner auf Fotos zu sehen. Sehe ich das richtig?


Nun gut oder auch nicht gut, das Konzert von Leony und Clockclock gebe ich mir natürlich trotzdem, vielleicht auch nur aus Neugier, wie denn die Mewes Entertainment Group vor Ort mit uns Journalisten umgeht. Okay nein, nicht nur. Sondern auch, weil ich den Leuten hier ihre Berichterstattung nicht nehmen will und die Stadthalle ja nun wirklich nichts dafür kann, sondern man dort sogar noch die Größe hatte, mich persönlich anzurufen und die unangenehme Botschaft eben nicht nur per Mail an die Redaktion rauszuschicken.

 

Fortsetzung folgt...