„Ich kann die Angst nicht wegwischen, aber ich möchte etwas dagegensetzen“

Margot Käßmann und die Farben der Hoffnung

 

Klimawandel, Kriege, Pandemie... eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Das prägt unsere Zeit und macht vielen Menschen Angst. Jemand habe ihr einmal gesagt, es fühle sich an wie eine graue Glocke, die auf uns lastet, sagte Dr. Margot Käßmann am vergangenen Donnerstag beim Kreislandfrauentag in Osterode.


„Ich kann die Angst und die Sorgen nicht einfach wegwischen, aber ich möchte doch etwas dagegensetzen“, leitete die Theologin auf die Lesung aus ihrem neuen Buch „Farben der Hoffnung“ ein. Doch eigentlich war es keine Lesung, vielmehr nahm sie das Buch, in dem sie Farben mit ganz bestimmten Hoffnungen assoziiert, als Gerüst für eine mutmachende Rede.


„Die Bibel ist voller Hoffnungsgeschichten, die uns leiten können“, machte sie deutlich, auch wenn die Kirche seit einigen Jahren durch eine Vertrauenskrise erschüttert werde. Dennoch sollte Hoffnung unsere Grundhaltung sein. Das habe sie beispielsweise bei Reisen in viele Länder gelernt, in denen es Menschen deutlich schlechter geht als uns hier. Sie habe dort viele Menschen, oft waren es Frauen, erlebt, die zuversichtlich und mutig blieben, so wie es auch die Bibel von Menschen, die unerschütterlich auf Gott vertrauen berichtet.

 

 

Ihre Lieblingsfarbe, so Margot Käßmann, sei Rot. „Weil es ne klare Ansage ist.“ Als erste Frau in vielen Ämtern, die sie bekleidete, habe sie Rot getragen, um sich und anderen zu zeigen, dass sie keine Angst habe. Rot sei aber auch die Farbe der Liebe, und die umfasse nicht nur die erotische Liebe, sondern ebenso die freundschaftliche und die Nächstenliebe.


„Jesus sagte: Liebt eure Feinde. Es ist leicht, Menschen zu lieben, die wir mögen, aber eine Leistung ist es, die zu lieben, die wir nicht lieben. So entsteht Frieden.“ In diesem Zusammenhang ging sie auch auf den Angriffskrieg auf die Ukraine ein, zu dem sie die Position vertritt, dass wir friedliche Konfliktlösungen anstreben sollten und nicht unseren Pazifismus über Bord werfen. „Religiöse Rechtfertigung von Krieg ist für mich Gotteslästerung“, machte sie deutlich.


Wichtig sei ihr auch die Heimatliebe, fuhr sie fort. Die habe bei ihr die Farbe braun, „weil ich mit die Farbe und den Begriff nicht von Nazis wegnehmen lasse.“ Heimat spielte immer in Zeiten von Flucht eine Rolle, erläuterte sie weiter, auch in ihrer eigenen Familiengeschichte. Ihre Mutter und auch ihre Patentante seien damals vor dem Krieg geflohen, die Patentante übrigens nach Osterode, weshalb sie sich auch noch daran erinnere, hier deren Kaninchen gefüttert zu haben.

 

 

Viele Menschen müssen ihre Heimat verlassen, an einem anderen Ort eine neue suchen. Das sei nicht einfach, dauere lange, doch kann und muss ein neuer Ort zur Heimat werden. Auch davon erzähle die Bibel in einigen Geschichten.


Pink stehe für sie für das Glück. Weil es knallt. Für viele habe Glück ja mit Geld zu tun, doch die Forschung besagt, dass allein das soziale Umfeld, also Familie und Freunde, Menschen glücklich macht. Das knallt nicht, hält aber dafür lange an. „Wahrscheinlich ist Zufriedenheit Glück auf Dauer“, so die Theologin. Zufriedenheit, Ruhe und Vertrauen, auch das Vertrauen auf Gott.


Der schenkte den Menschen nach der Sintflut den Regenbogen als Zeichen. Farben als Zeichen für Hoffnung und Zuversicht. Aber auch als Zeichen für unseren Bund mit ihm und als Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, so wie er uns und diese Welt bewahrt. Auch und gerade in Zeiten der Angst und Sorge.